Es besteht kein Zweifel, dass der Ringkampf zu den ältesten Leibesübungen zählt, da die Beherrschung bestimmter Griffe schon in Urzeiten als waffenlose Selbstverteidigung im Kampf ums Dasein zu den Lebensnotwendigkeiten gehörte. Die ältesten heute bekannten Spuren von Ringkämpfen reichen um fast 4000 Jahre bis in die Zeit der alten Ägypter zurück. So wurden in den Fürstengräbern
von Beni Hassa 400 gut erhaltene Wandzeichen gefunden, die Griffe und Würfe, die selbst heute noch zum Teil im modernen Ringkampf Anwendung finden, darstellten. Kraft, Mut und Gewandtheit sind zur Ausübung dieses edlen Männersport der inzwischen auch von Frauen ausgeübt wird, Voraussetzung.
Neben dem Ringen zählen die in neuerer Zeit hinzugekommenen Sparten Gewichtheben, Rasenkraftsport und Sportakrobatik (früher Kunstkraftsport)zur Schwerathletik, sodass Vereine, die sich die Pflege des Kraftsports als Aufgabe gestellt haben, heute ein recht vielseitiges Angebot der Leibesübungen bieten können. Wer sich in der Schwerathletik erfolgreich betätigen will,
wird in der Regel eine recht lange Anlaufzeit benötigen, die zu intensivem Training genutzt werden muss, bis gute sportliche Leistungen erzielt werden können.
Die ersten Kraftsportvereine finden wir in Worms schon um die Wende des 19. Jahrhunderts. Bekannte Vereine wie der >>Athleten-Club 1898<<, die >>Germania<< und die späteren >>Arbeiter-Athleten<< lösten einander ab. 1905 schlossen sich diese Vereine zum >>Vereinigten Arbeiter-Athleten-Club 05<< zusammen. Hier kam der Kraftsport erst zur richtigen Entfaltung, die aber bald durch den ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. Kurz nach dem Kriege gab es einen weiteren Aufschwung, dem aber bald ein Rückschlag durch eine Trennung folgte. Jetzt wurde im >>Athleten-Club 05<< und im >>Vorwärts<< gerungen und das Gewichtheben betrieben.
Im Jahr 1930 erfolgte aus politischen Gründen eine weitere Trennung, aus der sich dann der >>Rot-Sport<< entwickelte. Der >>Vorwärts<< fand seinen Weg zum Stammverein >>Athleten-Club 05<< wieder zurück. Im Jahr 1933 wurden dann >>Athleten-Club 05<< und >>Rot-Sport<< aufgelöst und sämtliches Sportmaterial beschlagnahmt. Es entstand damals ein neuer Verein, der den Namen >>Kraftsportverein Hagen Worms<< führte. Doch dieser Verein konnte seine Selbständigkeit nicht bewahren, und die Aktiven wurden der Kraftsportabteilung der >>Alemannia<< angegliedert. Doch auch diese Regelung war nicht von langer Dauer. >>Alemannia<< trat zur >>Jahngesellschaft<< über, die jetzt den Namen >>Jahn-Schwarz-Weiß<< annahm. >>Jahn-Schwarz-Weiß<< vereinigte sich mit dem >>Reichsbahn-Betriebssport<< und auch dieser Verein hatte nur kurze Zeit Bestand, und als letzter Verein kam nun >>Wormatia<< hinzu und der neue Verein hieß nun >>Reichsbahn Wormatia 08<<.
Trotz dieses dauernden Vereinswechsels ging es mit den Leistungen der Aktivität aufwärts. Besonders waren es damals die Gewichtheber, die sich in den Jahren 1937-1939 die Rheinhessenmeisterschaft erkämpfen konnten. Daneben wurden viele Einzelmeister im Ringen und Gewichtheben innerhalb des Gaues und Bezirks gestellt.
Der zweite Weltkrieg machte dieser Entwicklung ein jähes Ende. Zum zweiten Male verlor der Verein sein gesamtes Sportmaterial.
Doch was noch schwerer wog, war die Tatsache, dass von den damaligen Aktiven nur noch zwei aus dem unglückseligen Krieg in ihre Heimatstadt zurückkehrten.
Und wieder begannen unentwegte Wormser Kraftsportler, vor dem Nichts stehend, für ihren Sport zu werben. Nach einem schriftlichen Aufruf, den Ferdinand Gander am 22.3.1946 an die Schwerathletik in der Nibelungenstadt Nahestehenden verschickte und nach Einholung einer Versammlungserlaubnis bei der damaligen franziösischen Militärregierung, konnte die Gründungsversammlung in
der Gaststätte >>Zum Weißen Rößl<< durchgeführt werden, bei der damals 12 Personen anwesend waren. Durch die drei Garanten Ferdinand Gander, Karl Ernst und Andreas Selbert war die Neugründung möglich, und der neue Verein wurde unter dem Namen >>Kraftsportverein 1905<< im November 1946 unter der Vereinsnummer 320 endgültig zugelassen.
Der im November 1979 verstorbene langjährige Vorsitzende des >>Kraftsportvereins 1905<< Ferdinand Ganter, ging in dieser schweren
Zeit mit seinen Getreuen daran, sportinteressierte Jugendliche für die Schwerathletik zu begeistern.
War auch die Zahl der Aktiven nach dem Zweiten Weltkrieg geringer als in früheren Jahrzehnten, eine bei vielen Sportvereinen festzustellende Tatsache, so kann das kleine Häuflein von Kraftsportlern doch stolz sein auf die vielen sportlichen Erfolge der Nachkriegsjahre. Und hier waren es vor allen Dingen die Gewichtheber, die bei den Mannschaftsmeisterschaften von Rheinhessen
mehrfach Sieger wurden und auch bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften sich achtbar schlagen konnten. Daneben stellte der KSV 05 bei den Einzelmeisterschaften in Rheinhessen und Rheinland-Pfalz mehrere Sieger und erreichte gute Platzierungen in Jugend- und Seniorenklassen. Aber auch die Erfolge der Ringer können sich durchaus sehen lassen, denn sowohl bei Mannschaftsmeisterschaften als auch bei Einzelwettbewerben von Schülern, Jugendlichen und Senioren war der Name des >>Kraftsportvereins 1905<< des öfteren bei Siegerehrungen zu vernehmen. Und auch bei Deutschen Meisterschaften oder durch Auswahlmannschaften des Schwerathletikverbandes Rheinhessen, in denen Sportler des KSV 05 standen, wurde der Name des Vereins weithin bekannt.
Die Gründung eines zweiten Wormser Schwerathletikvereins im Jahre 1959 (Athleten-Club 1959), der sich nur dem Ringkampf widmete,konnte
dem KSV 05 keinen größeren Schaden zufügen, da der alte Mitgliederstamm dem Verein die Treue hielt. Diesem zweiten Wormser Ringerverein war allerdings nur ein kurzes Bestehen beschieden. Als Mitte des Jahres 1963 mit dem >>Athleten-Club Nordend<< ein neuer Verein im Norden der Nibelungenstadt gegründet wurde, gab es ebenfalls keine wesentlichen Veränderungen im Mitgliederstamm des KSV 05. Auch der ausschließlich auf das Gewichtheben ausgerichtete AC Nordend löste sich nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder auf, so dass heute die schwerathletischen Sparten Gewichtheben, Ringen und Rasenkraftsport allein vom >>Kraftsportverein 1905<< im Wormser Raum ausgeübt werden.
Aber nicht alleine die sportliche Betätigung stand in der zurückliegenden Zeit im Vordergrund, sondern auch der Förderung der Geselligkeit wurde stets Augenmerk geschenkt. Gemeinsame Ausflüge oder kleine Feiern in festlicher Runde brachten in regelmäßigen Abständen die Mitglieder zusammen. Daneben widmete man sich innerhalb des KSVs 05 mit besonderem Nachdruck auch der Jugendarbeit,
wobei vor einigen Jahren sogar mehrere Jugendlager im >>Starekasten<< bei Lindenfells im Odenwald durchgeführt wurden, die noch in guter Erinnerung sind.
Im Jahre 1964 trat Ferdinand Gander, der den Verein seit Neugründung im Jahre 1946, abgesehen von wenigen Unterbrechungen, geführt hatte, von seinem Amt als Vorsitzender zurück und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Als sein Nachfolger wurde Willi Schnee, der schon mehrere Jahre zuvor die Geschäftsführung des Vereins übernommen hatte einstimmig von der Mitgliederversammlung gewählt. Dieser lenkte fast 30 Jahre, bis er durch einen tragischen Verkehrsunfall 1993 viel zu früh aus dem Leben schied, nicht nur die Geschicke des >> Kraftsportvereins 1905<< erfolgreich, sondern stand ab 1977 auch an der Spitze des Schwerathletikverbands Rheinhessen und bekleidete zudem noch das Amt des Vizepräsidenten der Schwerathletik-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz.
Durch engagierte Mitarbeit in zahlreichen Gremien des Sports und der Jugendpflege hat es Willi Schnee verstanden, das Ansehen seines Vereins noch zu mehren, sodass dem KSV in der Wormser Sportszene und darüber hinaus in der rheinhessischen Schwerathletik besondere Aufmerksamkeit gebührte.
Nahezu 500 Mitglieder zählte der Verein 1993, weshalb man sich um die Zukunft eigentlich keine Sorgen machen musste. Doch die Suche nach einem adäquaten Nachfolger für Willi Schnee sollte sich als weit schwieriger herausstellen als geplant. Mit Paul Brückner übernahm ein junger strebsamer Mann den Vorsitz des KSVs 05, der aber bereits nach acht Jahren sein Amt aus beruflichen Gründen nicht mehr ausüben konnte.
Seit Mai 2001 steht Karl-Heinz Spahn, ein aktiver und erfolgreicher Gewichtheber/Kraftdreikämpfer dem Verein vor. Nach wie vor werden die drei schwerathletischen Sparten Gewichtheben, Ringen und Rasenkraftsport gepflegt. Neu ins Programm aufgenommen wurde die Abteilung Kraftdreikampf die regen Zuspruch findet.
Im Gewichtheben gehört die Staffel des KSV Worms zur festen Größe in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saarland.
Im Ringen startet der KSV nach einem freiwilligen Rückzug 1999 aus der Oberliga Rheinland-Pfalz und den damit verbundenen
Meistertiteln im Jahre 2000 und 2001 in der Verbandsliga Rheinland-Pfalz, 2002 wieder in der höchsten Klasse des Landes.
Still und ganz unter Ausschluss des Publikums bestreiten die Rasenkraftsportler ihre Wettbewerbe. Hier hat sich das Zusammentun mit einigen Technikern der Leichtathletikabteilung der Turngemeinde 1846 Worms vorteilhaft ausgewirkt, sodass unser Rasenkraftsportteam bereits seit Jahren an den Kämpfen der Bundesliga teilnehmen konnte.
Im Jahr 2013 zählt der Verein noch knapp 150 Mitglieder. Die Abteilung Gewichtheben hat sich bereits vor mehreren Jahren aufgelöst. Die Abteilung Kraftdreikampf besteht primär noch aus ein paar Ringern. Die Ringer nehmen ebenfalls nicht mehr am Ligabetrieb teil. Der bisherige Vorsitzende Karl-Heinz Spahn und der in die Jahre gekommene geschäftsführende Vorstand kandidiert bei den anstehen Neuwahlen nicht mehr. Eine angedachte etwaige Vereinsauflösung kommt nicht zum Tragen.
Mit Peter Gölz steht, seit November 2013, nun ein ehemaliger, erfolgreicher Ringer, der seit dem Jahr 2004 auch als Präsident an der Spitze des Schwerathletik Verbands Rheinhessen steht und zudem noch das Amt des Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Ringen Rheinland-Pfalz begleitet, dem Verein vor.
Die Ringer nehmen seit 2016 wieder am rheinland-pfälzischen Ligabetrieb teil und auch die Gewichtheber sind im Jahr 2017 wieder auf der rheinland-pfälzischen Heberbühne zurück.
Es bleibt zu hoffen, dass es dem >>Kraftsportverein 1905<< auch in der Zukunft vergönnt sein möge, die Schwerathletik erfolgreich zu betreiben und damit Worms in dieser Sportart würdig zu vertreten. Für diese Arbeit im Dienste des Sportes und der Jugenderziehung sollen den Verein viele gute Wünsche begleiten.